Replik auf Wolfgang Kubicki
Das liberale Erbe liegt auf der Straße: achtlos weggeworfen von einer FDP, die heute keine liberalen Positionen mehr vertritt. Die neue Heimat der Liberalen in Deutschland heißt jetzt „Team Freiheit“. Eine Replik auf Wolfgang Kubicki.
(Bild: Beschmiertes FDP-Wahlplakat / picture alliance / IPON | Stefan Boness)
Die Debatte um die schwindende Freiheit in Deutschland und ihre überfällige Rettung muss geführt werden. Daher bin ich Wolfgang Kubicki für seine Kolumne dankbar. Auch kann ich den Schmerz, der seinem Text entspringt, gut nachempfinden. Nur sind 55 Jahre in einer Partei und das Verharren in einer auf persönlichen Machterhalt ausgerichteten Struktur per se kein Erfolgsnachweis für die Verteidigung der Freiheit! Erst recht nicht, wenn unter Mitverantwortung eben dieser Partei – der FDP – die Staatsquote von damals 34 Prozent des BIP im Jahr 1970 auf nunmehr fast 50 Prozent katapultiert wurde, seitdem über 6000 neue Gesetze das Leben in Deutschland in immer mehr Detailfragen regeln – und heute mehr als die Hälfte der Deutschen das Gefühl hat, ihre Meinung nicht mehr frei äußern zu können.
Das liberale Erbe liegt auf der Straße
Natürlich kennt Kubicki diese liberale Versagensbilanz – nicht zufällig enden seine politischen Meilensteine mit Erinnerungswert im Jahr 1990, also vor sage und schreibe 35 Jahren. Spätestens seit dem Rückzug von Guido Westerwelle liegt das liberale Erbe in immer stärkerem Maße auf der Straße: achtlos weggeworfen von Sachwaltern parteipolitischer Eigeninteressen und mangelnden Mutes; verschachert und in Kompromissen zur Unkenntlichkeit zerredet.
Es mutet daher aus Sicht der Bürger und des Marktes merkwürdig an, wenn ein in die Jahre gekommener Dienstleister seine Kundschaft seit Langem nicht mehr durch Lieferung und Leistung befriedigen kann, aber auf ihre Kosten hin und wieder sein Werbeschild neu einfärbt – und bei leeren Regalen verkündet, dennoch das Monopol auf die Freiheit und ihre Verteidigung zu besitzen.